Bulletin 4/2024, «Koloniales Erbe in der Schweiz»

Koloniales Erbe in der Schweiz
Die Schweizer Geschichte müsse um eine wichtige Dimension ergänzt werden, sagte Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider an der Vernissage der aktuellen Ausstellung im Landesmuseum Zürich. Jene des kolonialen Erbes. Dieses Bulletin nimmt die Ausstellung zu den globalen Verflechtungen der Schweiz zum Anlass, den Umgang mit historisch belastetem Kulturerbe zu beleuchten. Es ist auch ein Auftakt zu den Aktivitäten im kommenden Jahr, die 50 Jahre nach dem Denkmalschutzjahr 1975 auf das Kulturerbe von Minderheiten und Randgruppen fokussieren.
Der Einleitungsartikel von Nina Mekacher führt uns vom gewohnten Denkmalkonzept zur Frage, was denkmalwürdig ist und was nicht, und schliesslich zum Ausgangspunkt für eine inklusive und auf die Gesellschaft bezogene Denkmalpflege.
Detailliert erzählt Christel Meyer-Wilmes, wie ein Wandbild aus einem Schulhaus verschwand. Wegen kolonial-stereotypischer Darstellungen waren die denkmalpflegerischen Werte des Objekts so sehr in Konflikt mit der gesellschaftlichen Bewertung geraten, dass das Werk von der Wand entfernt und ins Museum verlegt wurde.
In Neuenburg hingegen blieb ein Denkmal trotz Protesten stehen. Matthieu Gillabert stellt den interaktiven Stadtrundgang vor, der die Verbindungen der Bronzestatue und sechs weiterer Plätze und Gebäude mit der kolonialen Welt bekannt macht.
Zurück im Landesmuseum Zürich fragen wir uns mit Marina Amstad und Raphael Schwere, wie Kolonialgeschichte im Museum erzählt werden kann, ohne die mit den Objekten verknüpften rassistischen und diskriminierenden Welt- und Menschenbilder weiter zu verbreiten.
Daniel Bernet, Redaktor NIKE-Bulletin
Schwerpunkt

Von Denk- und Mahnmälern
Die «Black Lives Matter»-Bewegung schärft den Blick auf eine rassistisch konnotierte Erinnerungskultur und stösst eine Beschäftigung mit «dissonantem Kulturerbe» an. Dabei erweist sich das allgemein als Randerscheinung abgetane Konzept der Dissonanz als Potenzial für eine partizipative Denkmalpflege.

Ein Wandbild geht auf Reisen
Der Umgang mit dem Wandalphabet im Schulhaus Wylergut in Bern mit stereotypisierten Darstellungen aus der Kolonialzeit wurde in den vergangenen Jahren kontrovers diskutiert. Die Priorisierung der denkmalpflegerischen Werte des Objektes geriet in Konflikt mit dem gesellschaftlichen Wertesystem.

Ajouter de l’histoire à l’histoire
Suite aux controverses qui ont entouré la statue de David de Pury, la Ville de Neuchâtel a lancé plusieurs initiatives, dont un parcours pédagogique visant à éclairer le passé colonial et en partager les connaissances avec le grand public.

Kolonialismus im Museum
Eine Ausstellung im Landesmuseum Zürich zeigt, wie Schweizer Akteure und Akteurinnen seit dem 16. Jahrhundert in den Kolonialismus involviert waren, und lädt zur Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe der Schweiz ein. Ein wichtiger Teil der kuratorischen Arbeit war das Hinterfragen von Darstellungen kolonialer Gewalt im Museum.